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Podiumsdiskussion stieß auf reges Interesse
Alternativen zur Freiberger Ortsumgehung wurden betrachtet

va_alternativenAm 18. Januar folgten fast 200 interessierte Bürgerinnen und Bürger der Einladung des Aktionsbündnisses in den Festsaal der Bergstadt. Im Raum stand die Frage „Gibt es wirklich Alternativen zur Freiberger Ortsumgehung?“. Den Anlass hierfür lieferten die langanhaltenden Debatten um die geplante Trasse, deren Realisierung in jüngster Zeit durch eine zum Teil stattgegebene Klage einmal mehr ausgebremst wurde.

Die Moderation der etwa 70minütigen Veranstaltung übernahm Baubürgermeister und Vorhabensbefürworter Holger Reuter. Nach der Begrüßung übergab er das Wort an Dr. Rainer Ebersbach, einem öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für Tief- und Straßenbau aus Chemnitz. Dieser erläuterte anhand der bundesweit maßgeblichen „Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt 06)“ sowie seiner langjährigen planerischen Erfahrungen auf diesem Gebiet die geltenden gesetzlichen Rahmenbedingungen. Im Zuge seines Referates wurde schnell klar, dass aufgrund dessen alternative innerstädtische Lösungsansätze kaum umsetzbar sind, sich gar nicht mit dem Planungsrecht vereinbaren lassen oder in Spitzenzeiten und zur „Rush Hour“ versagen. So würde beispielsweise der geforderte Kreisverkehr am Südkreuz selbst bei einer maximalen Größe und zweispurig ob des hohen Fahrzeugaufkommens zeitweise kollabieren. Ebenso ist es zwar theoretisch möglich, die Engstellen der Bahnunterführungen wie auf der Olbernhauer Straße zu beseitigen, indem man die Straße tiefer legt. Allerdings müsste die Straße dann bis zu 1,50 Meter tiefer werden, was bei der engen Bebauung in der Nachbarschaft und der ohnehin schon vorhandenen Steigung der Trasse nur mit immensem Aufwand zu bewerkstelligen wäre. Von dem jahrelangen Genehmigungsverfahren mit der Deutschen Bahn AG ganz zu schweigen. Nach Auffassung Ebersbachs ist klar, dass es in Bezug auf die Ortsumgehung „nie eine ideale Trasse geben wird und kann. Beim Umschwenken auf eine Ostumfahrung wären wir aber wieder beim Stand Null“.

Alles in allem – und das wurde auch in der sich anschließenden Podiumsdiskussion deutlich – kann nur eine Ortsumgehung die Probleme lösen und die Innenstadt Freibergs vom Transitverkehr, insbesondere dem Schwerverkehr (LKW), entlasten. So stimmten die Diskussionsteilnehmer Dr. Mario Klippstein (Verkehrsplaner der aqua saxonia GmbH), Finanzbürgermeister Sven Krüger sowie Stadtrat Dr. Klaus Stürzebecher den Aussagen von Dr. Ebersbach zu und verwiesen mehrheitlich auf die zu erwartende höhere Wohnqualität und die bessere Anbindung der Wirtschaftsunternehmen, die die Trasse mit sich bringen würde. Einzig Jörg Thümmler, der für die Bürgerinitiative „Pro Wald“ im Podium stand, wollte gänzlich auf die Umgehungsstraße verzichten. Mit seiner Aussage „Es ist doch gar nicht so viel Verkehr“ und der Überzeugung, dass sich das Verkehrsaufkommen durch den demografischen Wandel in absehbarer Zeit verringern würde, erntete er trotz der nicht zu überhörenden Vorhabensgegner im Publikum jedoch alles andere als Zustimmung.

Fazit: Es war eine informative Veranstaltung, in der anschaulich die Fakten auf den Tisch gelegt und Standpunkte ausgetauscht wurden. Alles hat bekanntlich seine Vor- und Nachteile. Doch letztendlich hat die umstrittene Ortsumgehung bereits eins erreicht, nämlich ihre Kontrahenten – und sei es nur für einen Abend – zusammenzubringen.